Ich sitze inmitten von hoch aufragenden Bäumen, die sich wie ein grünes Dach über mich spannen, während die Sonne sich langsam hinter den jahrhundertealten Ruinen von Angkor versteckt. Die meisten Reisenden, die nach Kambodscha kommen, sehen die imposante Schönheit von Angkor Wat – und keine Frage, dieser Tempel ist ein absolutes Meisterwerk. Aber was die meisten nicht wissen: Es gibt da noch so viel mehr. Abseits der bekannten Pfade verstecken sich in Angkor wahre Schätze – die verborgenen Tempel, die sich still und geheimnisvoll hinter dem dichten Dschungel verbergen.
Auf Entdeckungsreise abseits der Massen
Wie so oft auf Reisen habe ich mich auch hier für den weniger ausgetretenen Weg entschieden. Anstatt mich mit den Massen bei Sonnenaufgang durch Angkor Wat zu drängen, habe ich mich auf eine Entdeckungsreise zu den weniger bekannten Tempeln begeben – und es war magisch.
Mein Abenteuer begann in der Nähe von Ta Prohm, einem der bekannteren Tempel, der durch seine verwucherten Wurzeln berühmt wurde. Doch nicht weit davon entfernt, versteckt hinter hohen Bäumen und von Touristen fast vergessen, liegt Banteay Kdei. Einst ein buddhistisches Kloster, ist es heute ein stiller, friedlicher Ort, an dem die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Während ich durch die halb zerfallenen Tore schritt, fühlte ich mich, als hätte ich einen geheimen Raum betreten, der nur darauf wartete, von neugierigen Entdeckern wie mir erkundet zu werden.
Ein Gefühl von Abenteuer
Das Tolle an den verborgenen Tempeln von Angkor ist, dass sie dir das Gefühl geben, ein echter Entdecker zu sein. Während der Haupttempel oft von Hunderten von Menschen gleichzeitig besucht wird, bist du in diesen versteckten Ecken oft völlig allein – nur du und die uralten Steine, die von vergangenen Zivilisationen erzählen.
Einer meiner absoluten Favoriten ist der Beng Mealea-Tempel, etwa 40 Kilometer außerhalb des Hauptkomplexes von Angkor. Dieses Bauwerk wird nicht umsonst „der verlorene Tempel“ genannt. Es ist völlig überwuchert vom Dschungel, und große Teile der Anlage sind eingestürzt. Du musst über herabgefallene Steine klettern und durch enge Durchgänge schlüpfen, um die innersten Teile zu erkunden. Der Nervenkitzel dabei? Du weißt nie, was dich hinter der nächsten Ecke erwartet – vielleicht ein wunderschönes Relief, das sich unter dichten Wurzeln versteckt, oder eine verwitterte Statue, die dir den Atem raubt.
Tempel der Stille und des Friedens
Wenn du dem Trubel ganz entfliehen möchtest, ist der Preah Khan-Tempel ein absoluter Geheimtipp. Im Gegensatz zu den großen und bekannten Tempeln wie Angkor Wat oder Bayon ist Preah Khan fast menschenleer, obwohl er nur wenige Kilometer entfernt liegt. Die gigantischen Torbögen und langen, von Bäumen gesäumten Korridore laden dazu ein, in Ruhe die Atmosphäre aufzusaugen. Die Einsamkeit dort war überwältigend – nur das Geräusch des Windes und das gelegentliche Rascheln von Affen in den Bäumen begleitet dich, während du durch die Anlage wanderst.
Besonders beeindruckend fand ich die Art, wie die Natur sich diese Ruinen zurückerobert hat. Überall siehst du Baumwurzeln, die sich durch die Steine winden, als wollten sie die Tempel umarmen. Es ist ein faszinierendes Zusammenspiel von Mensch und Natur – ein lebendiges Zeugnis dafür, wie vergänglich unsere Zivilisation ist.
Praktische Tipps für Tempeljäger
Wenn du auf den Spuren der verborgenen Tempel von Angkor wandeln möchtest, rate ich dir, früh aufzubrechen. Die Hitze kann in Kambodscha unerträglich werden, und nichts ist schöner, als die Tempel in der kühlen Morgendämmerung zu erkunden. Ein Fahrrad oder ein Tuk-Tuk-Fahrer, der sich in der Gegend auskennt, ist der beste Weg, um auch die abgelegenen Tempel zu erreichen. Und vergiss nicht: Immer genug Wasser und einen Hut mitnehmen – die tropische Sonne sollte man nicht unterschätzen.
Auch wenn Angkor Wat und Ta Prohm zweifellos beeindruckend sind, lohnt es sich, einen Schritt weiterzugehen und die verborgenen Schätze dieses mystischen Ortes zu entdecken. Hier, wo der Dschungel die Tempel in eine grüne Decke hüllt und die Touristenströme fern bleiben, spürst du die wahre Magie von Angkor.
Wenn du also das nächste Mal in Kambodscha bist, wage das Abenteuer und suche die Tempel abseits der ausgetretenen Pfade. Vielleicht findest du, wie ich, einen Ort, an dem du dich für einen Moment ganz allein in der Geschichte verlieren kannst.