Der Nikolaustag, gefeiert am 6. Dezember, ist eine der traditionsreichsten und beliebtesten Festlichkeiten in vielen europäischen Ländern. Hinter diesem Tag verbirgt sich die beeindruckende Lebensgeschichte von Nikolaus von Myra, der als einer der bekanntesten Heiligen der Christenheit gilt. Doch wer war dieser Mann, und wie haben sich die Bräuche rund um seinen Gedenktag entwickelt? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die historische Figur Nikolaus, die Entstehung der Traditionen und ihre heutige Bedeutung.
Die historische Figur: Nikolaus von Myra
Nikolaus wurde vermutlich im 3. Jahrhundert nach Christus in Patara, einer Stadt in der heutigen Türkei, geboren. Er wuchs in einer wohlhabenden Familie auf, verlor jedoch früh seine Eltern und nutzte sein Erbe, um Armen und Bedürftigen zu helfen. Nikolaus wurde Bischof von Myra (heute Demre) und erlangte zu Lebzeiten durch seine Großzügigkeit, sein Mitgefühl und seine wundersamen Taten einen legendären Ruf.
Einer der bekanntesten Legenden zufolge soll Nikolaus drei arme Mädchen vor der Versklavung bewahrt haben, indem er ihnen heimlich Goldstücke in ihre Schuhe oder Strümpfe legte. Diese Tat ist die Grundlage für den Brauch, am Nikolaustag Schuhe oder Stiefel aufzustellen, die mit kleinen Geschenken gefüllt werden.
Nikolaus starb um das Jahr 343 und wurde in Myra begraben. Seine Gebeine wurden später nach Bari in Italien überführt, wo sie noch heute verehrt werden.
Die Entwicklung der Nikolaus-Tradition
Die Verehrung des Heiligen Nikolaus breitete sich im Mittelalter über Europa aus. Besonders in den Ländern der orthodoxen Kirche wurde er als Schutzpatron von Seeleuten, Kaufleuten, Kindern und Reisenden verehrt. Auch im katholischen und protestantischen Raum blieb seine Figur präsent, wenngleich die Bräuche unterschiedlich ausgeprägt waren.
Der Nikolaustag
Der 6. Dezember wurde als Gedenktag des Heiligen Nikolaus festgelegt, da dies der vermutete Todestag des Bischofs war. An diesem Tag wurden traditionell Kinder beschenkt, insbesondere mit Nüssen, Äpfeln und Gebäck. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich der Brauch, dass der Nikolaus selbst die Geschenke überbringt – oft in Begleitung eines Gehilfen wie Knecht Ruprecht oder dem Krampus, die auch für die Ermahnung unartiger Kinder zuständig waren.
Nikolaus vs. Weihnachtsmann
Mit der Reformation und später durch kulturelle Einflüsse in den USA wandelte sich die Figur des Nikolaus teilweise zum Weihnachtsmann (Santa Claus). Während der Nikolaus als heiliger Bischof auftrat, wurde Santa Claus zu einer säkularisierten und kommerzialisierten Variante, die vor allem in der Vorweihnachtszeit präsent ist. In vielen Ländern – insbesondere in Deutschland, Österreich und den Niederlanden – wird jedoch weiterhin Wert auf die ursprüngliche Tradition des Nikolaustages gelegt.
Nikolausbräuche in verschiedenen Ländern
Deutschland und Österreich: Kinder stellen am Vorabend des Nikolaustages ihre geputzten Stiefel vor die Tür, die über Nacht mit Süßigkeiten, Obst oder kleinen Geschenken gefüllt werden. Oft besucht der Nikolaus Kindergärten oder Schulen, wo er Gedichte vortragen lässt und Geschichten erzählt.
Niederlande: Hier wird der Nikolaus als „Sinterklaas“ gefeiert, der am 5. Dezember mit seinem Gefährten „Zwarte Piet“ Geschenke bringt. Die Feierlichkeiten beginnen bereits Mitte November, wenn Sinterklaas mit einem Schiff ankommt.
Russland und Griechenland: In der orthodoxen Tradition wird Nikolaus als Schutzheiliger der Seeleute verehrt, und seine Ikonen sind in vielen Haushalten und Kirchen präsent.
Die moderne Bedeutung des Nikolaustages
In einer zunehmend globalisierten Welt, in der traditionelle Bräuche oft in den Hintergrund treten, bleibt der Nikolaustag ein Symbol für Großzügigkeit und Mitmenschlichkeit. Er erinnert uns daran, wie wichtig es ist, andere zu unterstützen und an diejenigen zu denken, die weniger Glück haben. Besonders für Kinder bleibt der Nikolaustag ein magisches Ereignis, das die Adventszeit einläutet.
Viele Schulen, Familien und Gemeinden nutzen diesen Tag, um karitative Aktionen durchzuführen, wie das Spenden von Lebensmitteln oder das Beschenken bedürftiger Kinder. So bleibt der Geist des Heiligen Nikolaus lebendig und inspiriert auch in der modernen Welt.
Fazit
Die Geschichte des Nikolaus von Myra ist weit mehr als nur eine Anekdote aus der Vergangenheit. Sie zeigt die Kraft des Altruismus und hat eine Tradition hervorgebracht, die Generationen überdauert hat. Ob als religiöser Heiliger, als volkstümliche Gestalt oder als Symbol der Nächstenliebe – Nikolaus bleibt eine Figur, die uns zur Reflexion und zum Teilen anregt.
Feiern wir also den Nikolaustag nicht nur als einen Tag der kleinen Geschenke, sondern auch als Erinnerung daran, was es bedeutet, füreinander da zu sein.